Экскурсия по стрит-арту Нижнего Новгорода с Яковом Хоревым
von Flavia Berger und Silvan Degen

„Street Art is about walking around the city freely, not only from home to work, but to explore. Street Art is about communication with the past, the present and the people around. Graffiti is about spraying and leaving your sign on the wall“, erläutert Jakov den Unterschied zwischen den zwei Strömungen.
Jakov selbst gehört zu einem Künstlerkollektiv namens „Muddlehood“, das von einigen Linguistikstudenten gegründet wurde. Deshalb sind ihre Werke oft mit Wortspielen verbunden. Ihr Name selbst ist schon ein solches und ergibt eigentlich keinen Sinn. Er setzt sich zusammen aus „muddle“, was an Strassen erinnern soll, diese unsicheren, aber ehrlichen Orte, und „hood“ von „brotherhood“.
Auf dem Rückweg biegt Jakov auf eine steile Strasse ab, die zu einem hauswandgrossen Werk von Nikita Nomerz führt. Nizhnij ist anders als Moskau eine Stadt, in der die Bewohner nicht eines Morgens aufwachen und sich über ein neues Bild an ihrem Haus ärgern. Denn sie haben den «Atlanten» zusammen mit den Künstlern entworfen und ausgesucht. „People think it’s a chance for them to show they are not supporting this pity process of ruining. “
Einen Fahrradunfall später befinden wir uns entlang der Rozhdestvenskaja Ulica auf dem Weg zum berüchtigten blauen Zaun, dem синий забор. Die blauen Absperrwände trifft man in Nizhnij immer wieder an. Von der Bevölkerung gehasst sind sie ein Mahnmal für den Streit zwischen Stadtverwaltung und privaten Grundeigentümern. Sie gelten als Symbole der örtlichen Politik, hinter denen die Zeit still steht und sich Wandel nur auf den grauen Betonwänden einer verlassenen Baustelle zeigt. Dieses Areal am Ufer der Wolga ist heute die einzige aktive Hall of Fame für Street Art- und Graffitikünstler. Während wir über gemalte Schlangen und getrockneten Seetang schlendern, erzählt uns Jakov von zwei verfeindeten Graffiti-Gangs, die hier die Spraydosen kreuzen. Er betont jedoch, dass alle Künstler hinter der blauen Wand vereinigt sind. Es ist ein authentischer Ort für Street Art, wo es nach Hafen riecht und Möwen kreischen. Egal ob von Künstlern aus Russland, England oder dem Iran, von Anfängern oder Fortgeschrittenen: hier befindet sich eine sich immer weiter entwickelnde Symbiose ihrer Werke. Der Ort erlaubt den Künstlern mit Perspektive und Raum zu spielen, die Flächen auszunutzen, mit speziellen Gebilden wie Säulen und Brunnen zu arbeiten, ihre Nachricht zu platzieren. Jakov hat hier selbst einen weissen Baum hinterlassen, dessen Äste sich auf den einzigen Metern Beton verflechten, die vom Kreml aus zu sehen sind. Das sei seine politische Botschaft an die Menschen der Stadt.
Als es anfängt zu regnen, retten wir uns in einen Unterstand, wo wir ein weiteres Werk von Nikita Nomerz vorfinden. Dessen Werke haben einen so markanten Stil, dass man sie unter allen anderen sofort erkennt.
Danach bringen wir die Fahrräder zurück in den Verleih. Wo das Runterfahren so viel Spass gemacht hat, kämpfen wir nun gegen die Steigung. Leider müssen wir die Tour wegen dem starken Regen abbrechen. Zu Fuss liesse sich der Rest mit Hilfe der Karte aber problemlos auf eigene Faust erkunden.
Jakov hat uns als geduldiger Erzähler einen Einblick in eine Kunstwelt verschafft, die man aber doch nie ganz verstehen kann, ohne selbst ein Teil davon zu sein.
Links
- Die detaillierte Google Street Art Map: https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=1Lltf1ay40Ry0ARdyeBzews8v-Sg&hl=en_US
- Nikita Nomerz: http://www.nomerz.com/the-living-walls (Instagram: nikita_nomerz)
- Muddlehood Kollektiv: http://muddlehood.ru/ (vkontakte: https://vk.com/muddlehood Instagram: muddlehood )
- Fahrradverleih DINAMO: http://i-bike-nn.ru/
- Street Art Künstler von Nizhnij stellen sich vor (aus dem Dezember 2014, etwas veraltet, immer noch spannend) : http://syg.ma/@furqat/ulichnoie-iskusstvo-v-nizhniem-novghorodie
- 7 russische Street-Art Künstler erzählen, warum sie auf den Strassen malen (darunter auch Artjom Filatov und Toj: http://www.colta.ru/articles/club/7191?part=7